26 Aug
Seit 25. August werden die 550 StudienwerberInnen an der Medizinischen Universität Innsbruck zur persönlichen Anmeldung eingeladen. Das Verfahren, das an der Medizinischen Universität gewählt wurde, hat dazu geführt, dass davon nun etwas mehr als die Hälfte aus Österreich kommt, ohne dass ausländische BewerberInnen dabei diskriminiert wurden. Endgültige Zahlen über die Verteilung wird es erst nach Abschluß der Einschreibefrist im Herbst geben, aber die Verantwortlichen sind sich einig, dass es nur einmal so laufen kann und es für die Zukunft ein qualitatives Auswahlverfahren geben muss.
Aufgrund des Urteils des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 7. Juli 2005 sind die Österreichischen Universitäten verpflichtet, allen EU-Bürger/inne/n die gleichen Rechte bei der Aufnahme zum Studium zu gewähren. Das bedeutet, dass insbesondere auch deutsche Maturant/inn/en, die wegen entsprechender Zugangsbeschränkungen (Numerus Clausus) in Deutschland keinen Studienplatz erhalten, zugelassen werden müssen, wenn sie die gleichen Bedingungen wie Österreicher/innen erfüllen. Zusätzlich wurden den Österreichischen Universitäten per Bundesgesetz ermöglicht, die Studienplätze aufgrund der Zahlen der vergangenen Jahre zu beschränken. Die Medizinische Universität Innsbruck hat diese Zahl bei 550 festgelegt. Hintergrund dafür waren auch die Kapazitätsgrenzen von Hörsälen, Personal und der Budgets für Lehre. Um den Studienwerber/inne/n lange Warteschlange zu ersparen hat man sich für ein Anmeldeverfahren entschieden nach dessen Abschluss dann die entsprechenden Bewerber/innen dann zur Inskription eingeladen werden. Die Anmeldefrist dauerte vom 8. bis zum 24. Juli 2005 und es galt das Prinzip: “Wer zuerst die vollständigen Unterlagen einreicht, kommt auch zuerst dran.” Das heißt, dass der Aufgabestempel der vollständigen Bewerbungsunterlagen das erste Kriterium für die Einladung zur Inskription darstellte.
Knapp 3.000 Bewerbungen
An der Medizinischen Universität Innsbruck haben sich im entsprechenden Zeitraum 2.735 Personen beworben. 2.174 (78,5%) davon kommen aus Deutschland, 447 (16,3%) aus Österreich, 86 (3,1%) aus Südtirol und 55 (2%) aus anderen Staaten. Nach Auswertung der Unterlagen zeigte sich, dass nur knapp 63% (1.720) der Bewerbungen auch vollständig waren, innerhalb der Bewerbungsfrist abgeschickt worden waren, eingeschrieben per Post eingelangt und damit gültig waren. Davon kamen 1.295 (75,2%) aus Deutschland, 340 (19.8%) aus Österreich, 43 (2,5%) aus Südtirol und 42 (2,5%) aus anderen Staaten. Schließlich wurden nun die gültigen Bewerbungen nach dem Aufgabestempel gereiht. Falls die Uhrzeit der Aufgabe nicht vorhanden oder unleserlich war, gilt 12 Uhr Mittags, bei mehreren Bewerbungen mit gleicher Uhrzeit entscheidet das Los.
Aufgrund der genannten Rahmenbedingungen konnten 506 Bewerber/inn/en direkt ermittelt werden (227 Deutsche, 258 Österreicher/inn/en, 9 Südtiroler/inn/en und 12 aus anderen Staaten). Die verbleibenden 44 Plätze werden unter den knapp 70 Gleichgereihten verlost. Ab heute werden die ausgewählten Bewerber/innen zur Zulassung per Email für den Zeitraum vom 29. August bis zum 23. September zur persönlichen Anmeldung eingeladen. Endgültige Zahlen lassen sich dann erst gegen Ende Oktober ermitteln, wenn auch klar ist, wie viele insbesondere deutsche – Studienwerber/innen auch wirklich die Einladung annehmen und nach Innsbruck kommen.
Künftig qualitatives Auswahlverfahren gefragt
Im heutigen Pressegespräch betonten der Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, Univ.-Prof. Dr. Hans Grunicke und die Vizerektorin für Lehre und Studienangelegenheiten, Univ.-Prof. Dr. Helga Fritsch, dass diese Form der Zulassung nur ein einmaliger Vorgang sein könne, der aus der Not entstanden sei, sehr schnell handeln zu müssen. “Wir glauben, dass es uns ganz gut gelungen ist”, betonen Fritsch und Grunicke, “trotz der schwierigen Rahmenbedingungen und trotz der immensen Zahl an – vor allem deutschen – Bewerbungen ein relativ gutes Verhältnis zwischen Österreicher/innen und anderen EU-Bürger/innen zu erreichen.” Darüber hinaus ist es für alle Verantwortlichen an der Medizinische Universität Innsbruck notwendig, so schnell wie möglich ein Verfahren zu finden, dass künftig eine vernünftige qualitative Auswahl von Studienwerber/inne/n zulässt. “Dies sollte idealer Weise im Einklang mit den beiden anderen österreichischen Medizinuniversitäten geschehen und in ein gesamtösterreichisches System eingepasst sein”, unterstrich Rektor Grunicke.
16 Jul
ANDREAS KOLLER
Die Bundesregierung versucht in diesen Tagen, die Ã?sterreicherinnen und Ã?sterreicher einer Gehirnwäsche zu unterziehen. Als Exerzierfeld für diese Ã?bung hat sie sich ausgerechnet jenen Politikbereich ausgesucht, an dem – dies versichert zumindest die Bundesregierung tagaus, tagein – unser aller Zukunft hängt: Die Bildungspolitik.
Sie “habe dieses Interesse erwartet”, sagte Wissenschaftsministerin Elisabeth Gehrer am Dienstag angesichts des Massenandrangs deutscher Studenten, der nach dem EuGH-Urteil über die Uni-Zugangsbeschränkungen an unseren Universitäten für Chaos sorgt.
Vorsicht, Gehirnwäsche! In Wahrheit hat die Ministerin noch vor kurzem der �ffentlichkeit weisgemacht, dass das allseits befürchtete EuGH-Urteil möglicherweise gar nicht kommen werde.
Die Universitäten hätten ohnehin genug Zeit gehabt, sich auf das EuGH-Urteil einzustellen, sagte Bundeskanzler Wolfgang Schüssel am Donnerstag im “Standard”.
Vorsicht, Gehirnwäsche! In Wahrheit hat die Regierung monatelang den Dialog mit den Rektoren verweigert. Erst nach (!) dem Luxemburger Richterspruch, als bereits die Numerus-clausus-Flüchtlinge vor den Toren standen, hat die Koalition in aller Hektik ein Gesetz durchs Parlament gejagt, das die Universitäten zu Ma�nahmen gegen den Ansturm ermächtigt.
Und spätestens, wenn Schüssel hinzufügt, dass “nur ein Prozent der österreichischen Studenten” von der Misere betroffen sei, weswegen die Medien gefälligst ihre “Kriegsberichterstattung” von den Unis einstellen sollten, wird die Gehirnwäsche zum Vollwaschgang. Ist eh alles nicht so schlimm. Und wenn, dann sind die Zeitungen schuld daran.
Der Versuch des Kanzlers und der Bildungsministerin, ein Chaos, das sie durch ihre politischen Versäumnisse verschuldet haben, für nicht existent zu erklären, ist nicht bloÃ? ärgerlich. Er ist schandbar. Schüssel und Gehrer sind, allen Warnungen zum Trotz, sehenden Auges in das Uni-Chaos geschritten. Sie haben zu keiner Stunde ernsthaft versucht, ihre EU-Kollegen zu einer konzertierten Zulassungspolitik zu bewegen. Sie haben zu keiner Stunde ernsthaft versucht, die Universitäten fit für den freien europäischen Hochschulmarkt zu machen. Statt dessen haben sie das Problem, das Ã?sterreich mit seinen diskriminierenden Zulassungsbedingungen hatte, ignoriert – und wollen die Konsequenzen dieser Ignoranz nun wegreden. Damit den Wählerinnen und Wählern verborgen bleibt, dass die Koalition auf diesem nicht ganz unwesentlichen Politikfeld versagt hat.
Die Politik entlieÃ? die Universitäten in die Autonomie – doch nicht, um deren Selbstständigkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu fördern, sondern um nicht länger für deren Probleme verantwortlich zu sein.
Die Politik bürdete den Studenten Studiengebühren auf – doch nicht, um damit bessere Studienbedingungen zu finanzieren, sondern um Budgetlöcher zu stopfen.
Die Bildungsministerin träumte noch vor kurzer Zeit öffentlich von Weltklasse-Unis und Elitenbildung – doch heute werden Medizinstudenten in Wien nach dem unintelligentesten aller Aufnahmeprinzipien (“first come, first serve”) ausgewählt. Andere Unis verteilen die Studienplätze nach dem Zufallsprinzip. Wer vor dem EuGH-Urteil erschien, hat Glück gehabt, wer danach kam, Pech. Und der Kanzler? Er spricht in diesem Zusammenhang – Vorsicht, Gehirnwäsche! – von “Qualitätsauslese”.
Unser Land hat keine Zukunft, wenn es unserer Jugend nicht die bestmögliche Bildung angedeihen lässt. Das wissen die zuständigen Regierungsmitglieder nicht nur, das sagen sie auch bei jeder Gelegenheit.
Vorsicht, Gehirnwäsche! In Wahrheit haben sie die österreichische Bildungspolitik in eine Baustelle verwandelt, der die Baumeister und die Baupläne, der Geist und das Geld fehlen.
© SN.
Source: Salzburger Nachrichten
14 Jul
Seit Montag sind in der Abteilung für Lehre und Studienangelegenheiten der Medizinischen Universität Innsbruck bereits zirka 1.450 Bewerbungen um einen Studienplatz im Fach Humanmedizin eingegangen. Knapp 400 davon kommen aus Österreich, über 900 aus Deutschland und der Rest aus Südtirol und anderen Ländern. Demnach ist das eingetreten, was Experten prophezeit hatten: Österreichs Universitäten und im speziellen die Medizin werden überrannt. Über das weitere Vorgehen wird im Laufe dieser Woche entschieden.
8 Jul
Nach Wien entschloss sich nun auch die MUI Innsbruck das “First come, first serve” Prinzip anzuwenden…
Notma�nahmen für die Medizin
Als erste Reaktion auf dieses Urteil und als Notma�nahme hat die Medizinische Universität Innsbruck beschlossen, ein Bewerbungsverfahren einzuführen. StudienbewerberInnen können vom 8. Juli bis einschlie�lich 24. Juli das Bewerbungsformular, das online verfügbar ist, gemeinsam mit allen anderen notwendigen Unterlagen per Einschreiben an die Abteilung für Lehre und Studienangelegenheiten schicken. Anhand des Aufgabestempels mit Datum und Uhrzeit wird dann eine Reihung vorgenommen. Teil dieser Bewerbungsunterlagen ist ein Fragebogen, der unter anderem die Motivation zum Medizinstudium in Innsbruck abfragt. Alle Fragen rund um die Beschränkung der Studienplätze hängen dann davon ab, ob der Nationalrat eine entsprechende Novelle des Universitätsstudiengesetz beschlie�t und was letztlich der Inhalt dieser Novelle ist.
Die notwendigen Informationen zur Studienbewerbung an der Medizinischen Universität Innsbruck sind auf der Homepage abrufbar.
23 Jun
Ich habe vor im Wintersemester mein Medezinstudium in Innsbruck anzutreten und heute lese ich das:
Nicht jeder, der Medizin in Innsbruck studieren will, wird das künftig auch können. Der Senat der Medizin-Uni hat diese Woche beschlossen, dass ab Herbst nur noch 550 Anfänger aufgenommen werden. Die von den Studentenvertretern heftig kritisierte Zugangsbeschränkung wird vom Senat als Sicherheitsmaßnahme bezeichnet. Feuerpolizeilich seien die Hörsäle nicht für mehr Studierende zugelassen, erklärt Senatsvorsitzender Werner Jaschke.
Er verhehlt aber ebenso wenig wie die zuständige Vizerektorin Helga Fritsch, dass die Sicherheitsvorgabe eine willkommene ist. Damit versucht die Medizin-Uni zu verhindern, im Herbst von Studienanfängern aus Deutschland überrannt zu werden. Denn alle, die bislang in Deutschland wegen des Numerus Clausus keinen Studienplatz erhielten, werden laut dem für 7. Juli erwartetem EuGH-Urteil in Österreich sehr wohl Medizin studieren dürfen.
Wie nun jene 550 ausgewählt werden, darüber wird in diesen Tagen heftig nachgedacht. “Es wird ein schriftliches Bewerbungsverfahren mit verschiedenen Kriterien geben, das auch für die Studierenden nachvollziehbar ist”, meinte Fritsch im TT-Gespräch. Die Kritik von den Studentenvertretern, ein persönliches Bewerbungsschreiben öffne der Freunderlwirtschaft Tür und Tor, will sie nicht gelten lassen. “Es geht doch darum, unsere Studenten zu schützen.”
Welche Kriterien aber wirklich für eine Aufnahme ausschlaggebend sein werden, wollte sie am Dienstag noch nicht sagen – schon deshalb, weil man noch gar nicht weiß, was eigentlich erlaubt sein wird. “Wir brauchen erst vom Ministerium ein Signal, wie weit uns die Politik entgegenkommt.”
Derzeit ist im Gesetz noch der freie Hochschulzugang festgeschrieben. Das heißt, weder die vom Senat beschlossene Höchstzahl an Studierenden noch ein Auswahlverfahren schon vor Beginn des Studiums ist momentan rechtlich zulässig.
Deshalb soll so schnell wie möglich im Parlament eine Gesetzesänderung beschlossen werden, bestätigt man im Bildungsministerium.
Darin will man den Rektoren freie Hand einräumen, wie sie das Studenten-Auswahlverfahren gestalten.
“Nur ein Numerus Clausus nach deutschem Vorbild, wo der Notendurchschnitt des Maturazeugnisses ausschlaggebend ist, wird nicht erlaubt sein. Es muss schon inhaltliche Kriterien geben”, betont man im Ministerium.
In Innsbruck haben bislang knapp über 600 Maturantinnen und Maturanten jeden Herbst mit dem Medizin-Studium begonnen. Nach einem Jahr entschied eine Prüfung darüber, wer einen der nur 280 Praktikumsplätze im 2. Studienjahr erhält. Diese so genannte SIP-Prüfung nach der Eingangsphase wird dann auch den 550 Auserwählten nicht erspart bleiben.
In Graz bleibt man übrigens dabei, zunächst alle Interessenten aufzunehmen und erst nach einem halben Jahr hinauszuprüfen. Das sei auch nicht fairer, meint Fritsch. “Und außerdem: Wo sollten wir 1000 Studenten oder mehr unterbringen.”
Na zupa, ein weiterer Rückschritt in unserer Bildungspolitik.